Bryce Taylor in der BIG: „Zu behaupten, wir hätten uns den Titel erkauft, ist respektlos und unfair“

20.08.2014 08:45

Bryce Taylor war Bayerns X-Faktor in den Finalspielen gegen Alba. In BIG spricht der Forward über seine neuen Ziele – und die Folgen der Antipathie, die den Bayern immer wieder entgegenschlägt.

In einer Zeit, in der Spieler sich gerne die Optionen offenhalten und ihre Agenten um die besten Verträge zocken, haben Sie etwas Ungewöhnliches getan: Ihren Vertrag mit dem FC Bayern schon ein Jahr vor Ablauf um ein weiteres plus Option auf ein drittes Jahr verlängert. Warum, Herr Taylor?

Zuerst einmal haben meine Eindrücke aus der erfolgreichen vergangenen Saison eine große Rolle gespielt. Ich weiß nun, in welche Richtung sich der FC Bayern bewegt – und ich möchte ein Teil davon sein. Und warum sollte ich mich auf Spielchen um meine Zukunft einlassen, wenn ich alles habe, was ich mir wünsche – auf und abseits des Parketts? Auch die wirtschaftliche Situation in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern und die immer weiter steigende Qualität der Liga waren ein Faktor. Alles zusammengerechnet fiel mir die Entscheidung leicht.

Und welche Rolle hat das Geld gespielt? Immerhin startet Bayern mit einem neuen Rekord-Etat von mehr als 13 Millionen Euro in die Saison. Und der Verein hat durchaus den Ruf, Angelegenheiten durch entsprechende Bezahlung zu klären.
 

Ehrlich gesagt stört es mich ziemlich, dass der FC Bayern oft nur auf seine Finanzkraft reduziert wird. Wer behauptet, der Verein würde immer nur Geld auf den Tisch legen, der hat sich nicht ernsthaft damit beschäftigt, was in den vergangenen Jahren hier passiert ist. Was der FC Bayern Basketball, der aus einer kleinen Zweitliga-Turnhalle kam, erreicht hat, hat er sich hart erarbeitet, Schritt für Schritt. Diesen Prozess kannst du dir nicht erkaufen. Das zu behaupten ist respektlos und unfair. Ich weiß, wie viel Leidenschaft jeder einzelne Mitarbeiter hier in das Projekt steckt. Und das ist die Grundlage für den Erfolg in der vergangenen Saison. Es geht nicht nur um das Budget. Die Brooklyn Nets hatten wohl das größte Budget in der vergangenen NBA-Saison – sie wurden nicht Champions. Real Madrid hatte den Top-Etat in der ACB – sie haben ebenfalls nicht den Titel geholt. Klar: Mehr Geld bedeutet, die Chance zu haben, bessere Spieler zu verpflichten. Aber das bedeutet nicht zwangsläufig, eine bessere Mannschaft zu haben. Dazu braucht es mehr, vor allem Teamchemie. Teamspieler. Arbeitsmoral. Geld ist ein Teil der Gleichung für den Erfolg. Aber eben nur ein Teil.

Ein Verantwortlicher des FC Bayern sagte jüngst, dass der wahre Playoff-MVP nicht Malcolm Delaney war – sondern Bryce Taylor. Wie sehen Sie Ihre Rolle, Ihre Entwicklung?

Ich hatte ja zuvor bei anderen Vereinen auch schon gut gespielt – aber durch den FC Bayern konnte ich mich einer viel größeren Öffentlichkeit präsentieren. Die Anzahl der TV-Spiele etwa war nun mal viel größer als in der Saison zuvor in Quakenbrück. Dort sind wir auch früh aus dem Eurocup geflogen. Jetzt, auf der großen Bühne mit dem FC Bayern, mit großartigen Mitspielern und einem großartigen Trainer, habe ich wirklich allen zeigen können, was ich draufhabe. Und in den Playoffs ist es mir gelungen, noch einmal einen Schritt weiter zu gehen. Aber der MVP-Titel für Malcolm geht natürlich vollkommen in Ordnung – er hatte einige extrem gute Spiele!

Sie haben mittlerweile fünf Spielzeiten in Deutschland verbracht. Warum nicht mal wieder in den Süden  – oder in Russland das große Geld verdienen? Wollten Sie nie was anderes erleben?

Nach meinem ersten Jahr in Bonn dachte ich tatsächlich noch, dass es mich weiterziehen würde. Erst in meiner zweiten Saison in Berlin spürte ich, dass Deutschland für mich das richtige Land, eine zweite Heimat sein könnte. Ich habe mich mit der Sprache mehr angefreundet, die Stadt kennengelernt. Und später für mich den Entschluss getroffen: Wenn nicht von irgendwoher ein absolutes Hammer-Angebot kommt, dann bleibe ich in Deutschland und versuche dort, für die besten Teams zu spielen. Heute weiß ich: Dass die Dinge sich so entwickelt haben, ist ein Segen. Manche Profis springen von Land zu Land – aber ich möchte hier in Deutschland etwas Positives hinterlassen, an das sich die Leute später erinnern. So wie andere große US-Profis vor mir, deren Karrieren Vorbild für mich sind.

Wer wäre das?

Julius Jenkins, Immanuel McElroy, Derrick Allen, Chris Ensminger, Rickey Paulding und Casey Jacobsen. Das sind Spieler, die lange bei einem Verein geblieben sind, die sich wirklich auf Deutschland, die Menschen und seine Kultur eingelassen haben. Die sehr erfolgreich waren und sich selbst und ihren Familien ein wunderbares Leben ermöglich haben. Die Respekt und Würde gezeigt haben, nicht bloß dem Geld hinterhergejagt sind – und deshalb einen besonderen Status erlangt haben. So möchte ich einmal auch gesehen werden. Ich möchte ein Vorbild sein, mit Worten und mit Taten.

Zur Vertragsverlängerung mit dem FC Bayern haben Sie sich in sehr ordentlichem Deutsch an die Fans gewandt. Abgelesen oder echt gesprochen?

Mein Deutsch ist in der vergangenen Saison viel besser geworden und diesen Sommer habe ich auch noch viel üben können, weil meine Freundin mich in die USA begleitet hat. Ich fand allerdings immer noch, dass ich wie ein Roboter klinge. Mir fehlt noch ein bisschen das Selbstvertrauen, Deutsch zu sprechen. Manchmal klingt so ein Akzent ein bisschen dämlich. Das will ich vermeiden. Aber mein Ziel ist es, innerhalb der kommenden beiden Jahre flüssig Deutsch zu sprechen und auch auf Deutsch Interviews geben zu können.

Als Fan der Nationalmannschaft hatten Sie sich während der WM schon zu erkennen gegeben – mit einem neuen Trikot und laufenden Tweets.

Ja, die Eltern meiner Freundin hatten mir das Trikot gegeben, als Abschiedsgeschenk nach der Saison. Und ich muss schon sagen: Nach fünf Jahren im Land war ich auf den Weltmeistertitel durchaus ein bisschen stolz. Und natürlich ist es schon auch etwas Besonderes, dass so viele Weltmeister aus demselben Klub stammen wie ich. Als Profi kann ich auch nachvollziehen, was sie für den Titel geopfert haben. Basti (Schweinsteiger, d. Red.) sah aus, als hätte er in der Hitze von Brasilien fünf Kilo verloren! Er sah ziemlich ausgemergelt aus. Ich konnte natürlich auch vor dem Fernseher hervorragend angeben und sagen: Seht her, das sind meine Freunde, die da gerade den Titel geholt haben! So eine besondere Beziehung zu den besten Spielern in der wohl wichtigsten Sportart der Welt zu haben, das ist ziemlich abgefahren.



Quelle: BBL News

 

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